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Systematische Analyse des Lernverhaltens und des Verständnisses in Mathematik: Entwicklungstrends und Fördermöglichkeiten (SALVE)
(2000 - 2002)

Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Helmke
Direktor Botho Priebe
Dr. Friedrich-Wilhelm Schrader
Projekt-Homepage: Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz
Projekt-Homepage: Universität Landau
Mitarbeiter: Dr. Ingmar Hosenfeld  

Allgemeines Ziel des Projekts SALVE war es, Bedingungsfaktoren für das mathematische Verständnis und die Lernmotivation zu ermitteln und dabei das Wechselspiel von individuellen Lernvoraussetzungen, unterrichtlichem Kontext bzw. Unterrichtsmerkmalen und häuslicher Lernumwelt aufzuhellen.

Zu diesem Zweck wurden eine einjährige Längsschnittuntersuchung der Mathematikleistungen, leistungsrelevanter Schüler- und Eltermerkmale sowie des Mathematikunterrichts durchgeführt. Die Stichprobe umfasste 30 Klassen der 5. bzw. 6. Jahrgangsstufe (N = 718 Schülerinnen und Schüler) aller rheinland-pfälzischen Schulen. Die Datenerhebung begann mit der Videografie einer Einführungsstunde (Videokernstudie) im letzten Quartal des 5. Schuljahrs (April bis Juni 2001). Am Ende der 5. Klassenstufe bzw. zu Beginn der 6. Klassenstufe folgten eine Testuntersuchung sowie schriftliche Befragungen der Schüler, Eltern und Lehrkräfte. Zu Beginn der 6. Klassenstufe (September bis Dezember 2001) wurde in 13 Klassen eine dreistündige Videoaufzeichnung zur Einführung des Bruchbegriffs vorgenommen. Dabei bearbeiteten die Schüler vor Beginn der Unterrichtseinheit einen Bruchzahl-Vorwissenstest und am Ende der drei aufgezeichneten Stunden einen Schüler-Kurzfragebogen. Am Ende der 6. Klassenstufe (Juni 2002) erfolgten die abschließende Testuntersuchung sowie erneute Befragungen der Schüler, Eltern und Lehrkräfte.

Ein Schwerpunkt der Auswertungen waren Analysen des Mathematikunterrichts, die auf der Grundlage einer vollständigen Transkription der Videoaufzeichnungen vorgenommen wurden und anhand von drei sich ergänzenden Kategoriensystemen erfolgten: (1) Beschreibung der Oberflächenstruktur der aufgezeichneten Stunden (Klassenorganisation, Artikulationsphasen, Interaktionsformen, Lehrer- und Schülerverhalten); (2) Beurteilung der Unterrichtsqualität aus pädagogisch-psychologischer Perspektive anhand hoch-inferenter, globaler Dimensionen; (3) Fokussierung speziell auf Fehler (Klassifikation von Schüler- und Lehrerfehlern, Vorkommenshäufigkeit, Fehlerskripte, Umgang mit Fehlern).

Die Auswertungen sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Die bisher vorliegenden Ergebnisse des Projekts betreffen zum einen die diagnostische Kompetenz von Lehrkräften, also ihre Fähigkeit, lern- und leistungsrelevante, insbesondere auch unterrichtsnahe Schülermerkmale wie Aufmerksamkeit, Interesse und Unterforderung sowie Aufgabenschwierigkeiten zutreffend einzuschätzen. Die Analysen bestätigen grundlegende Defizite in der Diagnosefähigkeit von Lehrkräften, deren Bedeutung für den Unterricht und die Leistungsentwicklung der Schüler in weiteren Analysen zu klären sein wird. Zum anderen liegen Ergebnisse zur elterlichen Lernunterstützung, einem zentralen Aspekt der häuslichen Lernumgebung, vor. Dabei zeigte sich, dass die elterliche Lernunterstützung offenbar vor allem kompensatorisch bei Auftreten von Leistungsdefiziten eingesetzt wird, dass sich ein direkter leistungsförderlicher Einfluss der elterlichen Lernunterstützung auf die Leistungsentwicklung jedoch nicht nachweisen lässt.