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Emergenz von kritischer Kompetenz im Schulunterricht verschiedener Fächer (EKKO)
(2000 - 2002)

Projektleitung: Prof. Dr. Jürgen Diederich
PD Dr. Paul Walter
Projekt-Homepage
Mitarbeiterinnen: Peggy Richert  

Ziel des Projekt ist es, die Entstehungsbedingungen und -voraussetzungen »kritischer Kompetenz« von Schülerinnen und Schülern im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht herauszufinden, die optimiert zu unterrichtlicher Innovationen führen sollen.

Vorrangiges Ziel schulischen Unterrichts ist die Vermittlung von Wissen, das Weiter-, Um- und neues Lernen, also einen Transfer über die unmittelbare Aufgabenstellung und das jeweilige Fach hinaus ermöglicht. Ein solches Wissen führt zu einer Befähigung, die sich als »kritische Kompetenz« bzw. »critical thinking« bezeichnen lässt und Fertigkeiten im Argumentieren, Analysieren, sachgerechten Urteilen und Entscheiden umfasst.

Folgende Fragestellungen werden untersucht:

  1. Wie entsteht »kritische Kompetenz« zu Beginn der Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 - 7), das heißt noch bevor diese in Rahmenlehrplänen explizit verlangt wird?
  2. Ist mathematischer und/oder naturwissenschaftlicher Unterricht besser als der anderer Fächer in der Lage, »kritische Kompetenz« und damit verbundene Transferleistungen zu fördern?
  3. Welche Merkmale unterrichtlicher Interaktion sind für Schüleräußerungen günstig, die »kritische Kompetenz« anzeigen?

Um die Fragen zu beantworten, werden 35 transkribierte Unterrichtsstunden nach ihren formalen und inhaltlichen Verlaufscharakteristika verglichen. Vor allem sollen Indikatoren entstehender »kritischer Kompetenz« auf Schülerseite gewonnen werden. Um basale Elemente unterrichtlicher Interaktion und deren Abhängigkeit von Unterrichtsfach und -methode zu ermitteln, werden »hoch auflösende« Analyseverfahren herangezogen, die über die Ebene und Genauigkeit sog. Skriptanalysen hinausgehen. Durch die Auswahl der untersuchten Unterrichtsstunden können ferner Einflüsse der Epochen, in denen die untersuchten Stunden stattfanden (60er Jahre vs. aktuelle Zeit), sowie artifizielle Effekte unterrichtlicher Innovationen kontrolliert werden.

Während im ersten Untersuchungszeitraum (2000 - 2002) die ausgewählten Unterrichtsstunden aufgenommen und analysiert werden, ist anschließend (2002 - 2004) die Überprüfung und Differenzierung der Ergebnisse durch eine gezielte Verbreiterung unseres Untersuchungsmaterials geplant. Zudem sollen »didaktische Experten« (Lehrkräfte, Schüler) zusätzliche Lesarten zu zuvor analysierten Stundenausschnitten beisteuern. Praktisch didaktischen Zielen wendet sich die dritte Projektphase zu (2004 - 2006): Interessierte Schulen und Schulplaner können eine bis dahin erprobte Standardauswertung von Unterrichtsdokumenten anfordern, die sie bei der Implementation und Evaluation unterrichtlicher Innovationen unterstützt. Bereitgestellte Mikroanalysen des Unterrichts, die dem Lehrer im Unterrichtsalltag nicht möglich sind, favorisieren eine Arbeitsteilung von Wissenschaft und Praxis, die Autonomie und Leistung beider Seiten anerkennt.